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Gedichte

Gedicht des Tages: Was übrig bleibt

Was übrig bleibt.

Eine Ahnung deiner Anwesenheit.
Silhouetten, die mein Kopf zur Szene spinnt.
Ein Hauch gefühlter Nähe.

Erinnerungen.

Eine Situation, die mich nachdenklich gemacht hat. Eine Nachbarin meines Vaters ist verstorben und wir durften uns in der noch nicht ganz geräumten Wohnung umschauen und uns Bücher mitnehmen.

Die Frau hat mehr als 40 Jahre in dieser Wohnung gelebt und das sieht man deutlich an den Bildern, die nicht mehr an der Wand hängen, aber trotzdem noch da sind – irgendwie. Was bleibt also?

Dieser Gedanke hat mich ein paar Tage beschäftigt. Ich habe angefangen, darüber nachzudenken, was von mir bleiben soll, wenn ich gehe. Welchen Eindruck möchte ich hinterlassen? Und hier denke ich nicht unbedingt daran, was passiert, wenn ich sterbe.

Es war eher die Frage: Woran sollen sich die Menschen erinnern, wenn ich zur Tür raus gegangen bin. Und wie kann ich das erreichen? Wenn ich tot bin, ist es zu spät, mir darüber Gedanken zu machen, denn ist es, wie es ist. Heute kann ich noch Einfluss nehmen. Ich kann mein Verhalten, mein Auftreten, meinen Umgang ändern.

Ich kann den Menschen etwas mitgeben, wenn ich einen Zugang zu ihnen finde – und das möchte ich von Herzen gerne tun.

Woran sollen sich die Menschen erinnern, wenn du den Raum verlässt?

Von Claudia Jahn

Grafikerin mit Liebe zum Text – zu jeder krativen Schandtat bereit.

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